Der "Förderkreis Lernort Natur e.V." packt heisse Themen an.
Der Förderkreis Lernort Natur Borken e.V. besteht seit ca. 25 Jahren.
Getragen wird der Verein u. a. vom Gründungsmitglied der Kreisjägeschaft
Borken e.V., allen örtlichen Hegeringen im Kreis und von Fördermitgliedern.
Ziel des Vereines ist u. a. der Naturentfremdung bei Kindern und Jugendlichen und Erwachsenen entgegenzuwirken.
Hierzu ziehen pädagogisch geschulte Jägerinnen und Jäger u. a. in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen um
unsere Natur und der Zusammenhänge erlebbar darzustellen. Am 12.04.2016, im Anschluss an seiner Mitgliederversammlung,
hatte Lernort Natur zu einer öffentlichen Vortragsund Diskussionsveranstaltung eingeladen.
Thema des Abends war der Insektenrückgang in unserer Landschaft und die Auswirkungen von Prädatoren und deren Bejagung.
Eine Vielzahl Jäger, Naturschützer und Naturinteressierte kamen zu dieser Veranstaltung nach Oeding ins Burghotel Pass.
Als erster Redner referierte Dr. Martin Sorg vom entomologischen Verein Krefeld e.V. über seine Forschungsergebnisse.

Entomologie ist die in der Wissenschaft benutzte Bezeichnung für die Insektenkunde.
Seit Jahrzehnten forscht, zählt, sortiert und dokumentier Dr. Sorg, wissenschaftlich fundiert, die Insektenvorkommen
in den vielen Naturschutzgebieten NRW's. Als Grundlage seiner Forschung nutzt er den Insektenfang, über ganze
Vegetationsperioden hinweg, an gleichen Stellen, zur gleichen Zeiten und über lange Zeiträume, so Sorg.
Seine Aufzeichnungen, graphisch aufgearbeitet und mit Zahlen hinterlegt, zeigte die dramatische Verringerung der
Insekten in unserer Landschaft auf. Rückgänge von über 80 % der Biomasse in den letzten 20 Jahren konnte Sorg so dokumentieren.
Der Artenrückgang der Insekten ging in diesem Zeitraum ebenfalls dramatisch zurück.
Als zweiter Vortrag an diesem Abend referierte Dr. Jürgen Eylert von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn über die Prädatorendichte in NRW.

Die Forschungsstelle ist dem Landesumweltamt angegliedert und befasst sich u. a. mit der Wildbiologie, der Wildökologie
und dem Schutz des Wildes und seinen Lebensräumen.
Detailliert zeigte Dr. Eylert die Bestandsentwicklung unserer heimischen Prädatoren in unserer Kulturlandschaft auf.
Die Bestände von Fuchs, Marder und Co. haben sich in den letzten Jahren vervielfacht.
Auch die intensivere Bejagung dieser Arten, insbesondere dem Fuchs, hat diesen Trend noch nicht maßgeblich bremsen können.
Häufig auftretende Krankheitsbilder von Räude und Staupe spiegeln ebenfalls einen hohen Bestand wieder.
In den vergangenen Jahren sind die Neozoen hinzu kommen.
Arten, die in unserer Kulturlandschaft bis dahin nicht vertreten waren. Diese Neubürger unter den Prädatoren sind Waschbär, Marderhund und Mink.
So hat die Waschbärpopulation im Osten Westfalen in kurzer Zeit Dimensionen angenommen, die massiv den Vogelnachwuchs beeinflusst,
so Eylert. Vom Rotmilan bis zum Singvogel.
Die hohen Prädatorenbestände greifen nachweislich massiv in die Wildtierpopulationen und deren Reproduktion ein.
Die Überwachung von Nestern, Bauen und Gelegen mit Kameras zeigten diesen starken Einfluss eindeutig auf.
Es besteht ein starker Fraßdruck z.B. auf Hase, Fasan aber auch auf Kiebitz und Lärche.
Auch in Naturschutzkreise hat sich, so Eyler, endlich die Erkenntnis durgesetzt, dass ohne intensive Jagd auf Prädatoren der Druck für viele Tierarten in unserer Landschaft zu hoch ist und diese auf Dauer nicht zu halten sind.
Heinrich Rülfing, Vorsitzender des Förderkreises Lernort Natur e.V. bedankte sich bei den Referenten für die beeindruckenden
Vorträge und gut aufbereitete visuellen Darstellungen zu Ihren Themen.
„Das hat einen tiefen Eindruck auf alle Anwesenden hinterlassen“, so Rülfing.
Diese aufgezeigte Thematik zeige, das Landwirte, Waldbauern, Naturschützer und Jäger viel enger zusammen arbeiten müssen.

Eines einigt uns doch alle, wir wollen einen artenreichen, gesunden und angepassten Tierbestand in unserer Kulturlandschaft erhalten, so sein Schlußwort.
Ludwig Fischer
(v.l.n.r.) R.Schulte KJS-Vorsitzender,
Dr Martin Sorg, Dr.Jürgen Eylert,
Heinrich Rülfing Vors. Lernort Natur